Schleswig-Holstein

Naturparks in Schleswig-Holstein

"Wenn sie nicht bereits erschaffen wären, sollte inbrünstig für die Erschaffung gebetet werden", so der Stoßseufzer eines Dorfpredigers aus der Nähe von Rendsburg. Gemeint sind die Landschaften der Hüttener Berge, rund um Westensee, um Aukrug und die Holsteinische Schweiz, die der Wackere Gottesmann bereits hatte. Länger schon sind alle diese Gebiete zu Naturparks erklärt worden. Nicht nur aufgrund der landschaftlichen Reize, sondern auch wegen der Struktur und des besonderen Erholungswerts sind sie für Liebhaber der freien Natur ein Muss.

Die Hüttener Berge werden wohl wegen ihrer sanften Hügel und den höchsten Erhebungen Aschberg und Scheelsberg, beide um die 100 Meter hoch, gepriesen. Es geht hier aber eher karg zu, anders als im Angelner Land oder in den Marschengebieten der Elbniederungen und der Nordseeküste. Der rund 22000 Hektar umfassende Naturpark, von einigen Seen abgerundet, ist so, weil dünn besiedelt, zu einem natürlichen Reservat für Vögel und Wild geworden.

Im Naturpark Aukrug mit seinen etwa 32000 Hektar Fläche breiten sich einige ausgedehnte Wälder aus. Gewässer weist dieser Naturpark keine größeren auf, statt dessen finden sich zahlreiche Fischteiche, viele Quellen und Oberläufe von Bächen und kleinen Flüssen. Sie fließen in alle Richtungen, führen ihr Wasser aber hauptsächlich zwei größeren Flüssen zu: einerseits der Eider beziehungsweise ihrem ausgebauten Teil, dem Nord-Ostsee-Kanal, und im Süden der Stör. Über den Naturpark Aukrug und den Nord-Ostsee-Kanal finden sie an andere Stelle bereits nähere Informationen.

Auch der Naturpark Westensee mit immerhin rund 25000 Hektar Fläche ist ein. Dorado. Nicht nur, dass dort zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierarten in sehr ursprünglich anmutenden Biotopen vorkommen, auch das Auge kann sich an der abwechslungsreichen Landschaft erfreuen: größere Seen und Teiche aller Art, dazu ein paar Moore, deren Ursprung in der letzten Eiszeit liegt, dazwischen einige ansehnliche Waldgebiete.

Noch größer und weit bekannter als die drei schon erwähnten, nicht zuletzt, weil auch ausgeprägtes Urlaubsterrain, ist der Naturpark Holsteinische Schweiz. Eingebettet in eine hügelige Endmoränenlandschaft, die im Bungsberg mit 168 Meter die höchste Erhebung des Landes aufweist, liegen zahlreiche, zum großen Teil über kurze Flussläufe miteinander verbundene Seen. Sie laden nicht nur zum Baden und zu anderen Wassersportarten ein, sondern sie beherbergen noch immer zahlreiche Fischarten, die anderswo bei uns selten geworden sind. Rund um die Seen, aber auch in ihrer Umgebung gibt es zwar viel Fremdenverkehr, die landschaftlichen Schönheiten, die einmalige Atmosphäre und Ruhe lassen sich aber oft ungestört erleben.

Dominiert wird die Region durch die beiden Städte Plön und Eutin. Aber auch Malente und das südlicher, außerhalb des eigentlichen Naturparks gelegene Bad Segeberg mit seinen alljährlichen Karl-May-Festspielen, in einer Naturkulisse dargeboten, müssen unbedingt erwähnt werden. In allen größeren Orten findet sich in den Sommermonaten reichlich Gelegenheit, Höhepunkte des Musikfestivals mitzuerleben. Auf den zahlreichen Seen können Rundfahrten mit der weißen Flotte unternommen und dabei die schönsten Eindrücke gesammelt werden, so zum Beispiel bei der großen "Fünf-Seen-Fahrt".

In Eutin, das ein sehenswertes Schloss beherbergt, wurde im Jahre 1786 Carl Maria von Weber geboren. Ihm zu Ehren werden jedes Jahr Freilichtaufführungen von Opern veranstaltet, für Kulissenbeflissene ein Muss. Auch lohnt ein Spaziergang in aller Ruhe durch die alten Gassen mit den teilweise historischen Häusern.

Natürlich sind Eutin wie auch Plön mit seinen alles überragenden Schloss ideale Ausgangspunkte für Unternehmungen in die ganze Region, über den Naturpark hinaus. Es gibt zahlreiche Herrenhäuser zu entdecken, Windmühlen, alte Bauernkaten und Gasthäuser: Einige wurden nicht nur wegen Ihrer Küche, sondern auch wegen des besonderen Ambientes ausgezeichnet. Dazu gehören in Lütjenburg das Hotel-Restaurant Brüchmann mit seinen zahlreichen Holsteiner Gerichten; in Malente-Gremsmühlen der Schützenhof, der als Spezialität Ostholsteinischen Katenschinken bietet; in Börnsdorf das Landhaus Jägerhof mit Wildspezialitäten und in Preetz der Tannenhof.

Doch es wäre anderen Gastronomen gegenüber ungerecht, nicht darauf hinzuweisen, dass es auch noch viele weitere Lokalitäten gibt, die einen oder mehrere Besuche lohnen. Süßwasserfische aus den Seen beherrschen die kulinarische Palette. Doch auch Bodenständiges, typisch Schleswig-Holsteinisches wird angeboten, neben dem überall üblichen. Und wer irgendwo auf einer Speisekarte "Hecht mit Rosinensauce" entdeckt, sollte das köstliche, leider nur selten angebotene Gericht auf alle Fälle probieren.

Südöstlich der Holsteinischen Schweiz, südlich der Hansestadt Lübeck, liegt der Naturpark Lauenburgische Seen. Auch er ist ein Erholungsgebiet par excellence, das nicht nur für Lübecker, sondern auch für Hamburger von Bedeutung ist. Außerdem grenzt direkt östlich der bereits auf mecklenburgischen Gebiet gelegene Naturpark Schaalsee an. Vor allem die zahlreichen Seen - darunter große wie der Ratzeburger See, der verzweigte, zerlappte Schaalsee, gleich mehrere Gewässer mit dem Namen Küchensee, die Möllner Seenkette und zahlreiche kleinere Waldseen, die romantisch verträumt, von Bäumen und Lichtungen umgeben vor sich hin dämmern - lassen Wanderer, Angler, Wassersportler und Erholungssuchende immer wieder ins Schwärmen geraten.

Im Schaalsee wird übrigens die forellenähnliche Maräne gefangen, eine auch aus Masuren bekannte Fischart, die wahre Feinschmecker begeistert. Außer im Schaalsee kommt sie in Deutschland nur noch in einigen Gewässern Bayerns vor und ist fast nirgends zu erstehen.

Die Landschaft lädt zum Wandern und Erkunden per pedes ein. Es gilt, stille Waldwinkel zu entdecken und an den Seen einen Badeplatz für eine kurze Erfrischung zu finden. Durch Täler und Höhen, durch Wälder und Seen führen Spazier- und Wanderwege, die auch einen Eindruck von der heimischen Flora vermitteln. Nicht vergessen werden dürfen natürlich die zahlreichen Städte und Dörfer, die gleichsam am Wegesrand liegen. Da ist Ratzeburg mit seinem gewaltigen Dom, neben fünf Häusern der einzige Bau, der nach der Einäscherung der Stadt im Jahr 1693 durch die Soldaten des Dänen-Königs Christian V. übrig blieb. Danach wurde die Stadt auf dem Reißbrett gänzlich neu geplant; als Vorbild diente der Grundriss der Stadt Mannheim.

Die seltsam klingende Straßenbezeichnung "Demolierung" hat übrigens mit dem Brand nichts zu tun. Sie resultiert aus dem Abbruch der so genannten "Festung Ratzeburg" durch die Dänen nach dem Wiener Kongress 1816. Seitdem ist alles friedlich, die einzigen Kämpfe finden auf dem Küchensee statt, wenn Mannschaften aus zahlreichen Nationen um den schnellsten Achter im Ruderboot-Wettkampf konkurrieren.

Etwas weiter südlich liegt die Stadt Mölln, einst eine "Festung der Salzstraße", von den Lübecker Handelsherren der Hanse zur Sicherung der Salztransporte erbaut. Von der alten Anlage ist nichts mehr erhalten. Als kleine Entschädigung darf man jedoch ein Geldstück oder einen Nagel, als angeblich sicheres Mittel gegen Zahnschmerzen, in die große Linde an dem Grab des weithin bekannten Spaßvogels Till Eulenspiegel schlagen. Eulenspiegel wurde lange Jahre nach seinem Tod nicht nur zum Ehrenbürger der Stadt ernannt, sondern gleichsam zum Schutzpatron gemacht. Seine Possen sind bekannt, eine hält bis heute an: Sein "Original"-Grabstein, ein so genannte Beischlagstein, stammt aus dem 16. Jahrhundert, während der Schalk an den Folgen der Pest bereits 1350 verstarb. Das hält jedoch niemanden davon ab, den Stein als "den" Grabstein des Narren anzugeben.

Bei den ausgedehnten Wäldern im gesamten ehemaligen Herzogtum Lauenburg ist es nicht weiter verwunderlich, wenn zahlreiche Wildgerichte neben Süßwasserfischen die Speisekarte beherrschen. Ob Sie in die Restaurants auf dem Bismarckschen Besitz im ausgedehnten Sachsenwald östlich von Hamburg einkehren oder in einen der vielen Landgasthöfe, in die teilweise mit Blick auf die Seen gelegenen Cafés oder Restaurants in alten Katen - häufig werden dort regionale Spezialitäten ausgesprochen liebevoll zubereitet.

Das gilt natürlich auch für die ganz im Süden an der Grenze Schleswig-Holsteins gelegenen Städte Geesthacht und Lauenburg, in denen es regelrechte Fischerkneipen gibt. Hier liegt wieder die Elbe vor der Tür und in den Lokalen bekommen Sie außer Fisch jederzeit ein gepflegtes Pils, außerdem auch Deftiges wie ein mit herzhaftem Holsteiner Schinken zubereitetes Bauernfrühstück
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