Fotoalbum
Tunesien
Im Land der Künstler und Karthager (10/2005 -> 15 Bilder)
Sidi Bou Said...
Die weiß gekalkten Häuser mit ihrem blauen Türen und den Schmiedeeisen vergitterten Fenstern liegen auf
einem Felssporn zwischen Carthage und La Marsa. Wer Gelegenheit hat, am Morgen durch dieses maurische Bilderbuchstädtchen zu
spazieren, erlebt noch die Beschaulichkeit des Ortes, die die deutschen Expressionisten August Macke und Paul Klee kurz vor Ausbruch
des ersten Weltkrieges auf ihren Gemälden und Aquarellen eingefangen haben. Die schmale, steil bergan führende Hauptstraße des Orts
endet am berühmten Café des Nattes. Doch bevor man sich hier thé à la menthe und chicha gönnt, lohnt der Aufstieg durch schmale
Gassen bis zum höchsten Punkt, wo Sidi Bou's Verstorbene auf dem Friedhof den wohl schönsten Panoramablick genießen und um nichts
mit dem Paradies tauschen möchten. Beim bummeln sollte man auf die berühmten, mit Eisennägeln geschmückten Portale der Häuser achten!
Sie sind das einzige Dekor und je nach Ausführung alleiniges Indiz für den Wohlstand des Hausbesitzers. Ein Besuch des malerischen
Künstlerdorfes ist obligatorisch.
Karthago...
Maurische Paläste hinter hohen Mauern, Palmen, die sich im Wind wiegen - nichts an Tunis' Villenvorort Carthage
deutet darauf hin, dass man hier buchstäblich auf historischem Boden wandelt: 814 v. Chr. von Phöniziern gegründet, war Quart
Haddash Hauptstadt des Punischen Reichs und Beherrscherin der Handelsrouten zwischen Sizilien und der Straße von Gibraltar, bis sie
von den Römern 146 v. Chr. zerstört wurde. Im ersten vor christlichen Jahrhundert von Caesar und Augustus wieder aufgebaut, glänzte
die Stadt als Königin der römischen Kolonien in Nordafrika. Nach Roms Niedergang, der Plünderung durch Vandalen und Byzantiner und
der Eroberung durch die Araber dienten ihre Tempel als Steinbruch für Moscheen und Paläste von Tunis. Seit dem die UNESCO Karthago
1974 zum kulturellem Welterbe ernannte, blättern nun die Archäologen Schicht für Schicht Karthagos Geschichte neu auf.
Amphitheater El Djem...Schier endlos erscheinen die Olivenpflanzungen links und rechts der Straße von
Mahdia ins 42 km entfernte El-Djem. Bereits in römischer Zeit war dieser Sahel genannte Teil Tunesiens
Hauptanbaugebiet für die ölhaltige Frucht, aus der man Seifen und Lampenöl herstellte. Die Großgrundbesitzer waren
so wohlhabend, dass sie sich größten Luxus leisten konnten. Und da das Leben in der afrikanischen Provinz wohl eher
langweilig war, ließen die Bürger von El-Djem gleich drei Amphitheater errichten. Eines, heute als Weltkulturerbe
geschützt, steht noch und ist so monumental, dass El-Djem im Vergleich dazu aussieht wie eine Spielzeugstadt:
Mit 148 m Länge, 120 m Breite und einer Höhe von 40 m überragt das drittgrößte Amphitheater des römischen Reichs
die umliegenden Häuser. Im 2. Jh. gebaut, wurde es nie in Betrieb genommen; die gruseligen Zellen und Verliese im
Untergeschoß haben also weder wilde Tiere noch Gladiatoren oder verfolgte Christen beherbergt. Heute spielen dort
im Sommer Gastorchester aus Europa klassische Musik bei Kerzenschein.
Einmal Sahara und zurück bitte (10/2005 -> 20 Bilder)
Matmata...
Der Ort ist auf einer asphaltierten Straße von Gabes aus zu erreichen. Berberstämme, die von
kriegerischen Arabern in das ungastliche Bergland verdrängt wurden, gruben sich hierzu ihrem Schutz Trichterhäuser
in die Erde, die in der sommerlichen Hitze kühl und im strengen Winter warm sind. Durch einen Schacht gelangt man
in einen Innenhof, von dem aus die Wohnräume in den Fels gearbeitet wurden. In die Wände geschlagene Nischen dienen
als Regale. Betten und Bänke sind aus Lehmziegeln gemauert. Allerdings lebt hier kaum noch jemand in diesen Höhlen,
sondern sie dienen überwiegend zu Anschauungszwecken. Bekannt wurde diese Region weil Steven Spielberg hier Szenen
seines Spielfilms "Krieg der Sterne" drehte.
Douz - El-Hofra Düne...
An den großen Dünenbergen bei Douz beginnt die »richtige« Sahara, ein Meer feinsten,
goldgelben Sandes. Dromedarkarawanen, die einst Handelsware durch dieses Gebiet transportierten, tragen inzwischen
Touristen von Douz zu der großen El-Hofra-Düne am Beginn des Dünenmeeres und zurück. Die Reiseveranstalter
organisieren Saharafahrten oder Wüstentouren auf dem Rücken von Dromedaren mit Übernachtung in Zelten. Dies ist ein
ganz besonderes Erlebnis, denn die Wüste wird in der langsamen Annäherung intensiv erfahrbar. Von Ausflügen auf
eigene Faust abseits der asphaltierten Straßen sollte man aber unbedingt absehen. Die Gefahr, die Orientierung zu
verlieren oder eine Panne zu haben ist extrem hoch, und mit Hilfe ist nicht zu rechnen.
Über den Chott el-Djerid...
Passionierte Karl-May-Leser kennen den Chott el-Djerid aus den anschaulichen Schilderungen
in »Durch die Wüste« und wissen deshalb auch, welche Gefahren er birgt. Denn die hart scheinende Salzdecke ist je
nach Grad der Verdunstung im Sommer bzw. nach Heftigkeit der Regenfälle im Winter entweder ein stabiler, belastbarer
Untergrund oder trügerischer Schlick, und Legenden erzählen von einer tausendköpfigen Karawane, die im
Chott el Djerid spurlos verschwand. Doch keine Sorge! Die rund 200 km lange Senke mit den Chotts el-Djerid,
el-Gharsa und el-Fedadj ist heute durch gut befestigte Asphaltstraßen erschlossen. Zwischen Degache bei Tozeur und
Kebili im Osten können Sie den Salzsee auf einer rund 60 km langen Strecke überqueren und den Fata Morganas
nachträumen, die durch die flimmernde Luft über den Chott tanzen.
Die Oasen des Djerid...
Am Rand des Schott el-Djerid dreht sich alles um die Dattelpalme. El Djerid, der Palmwedel, hat Landschaft, Oasen
und Salzsee seinen Namen gegeben. Zäune, Barrikaden gegen den stetig vordringenden Sand der Wüste, Körbe und
Matten - alles wird hier aus Teilen der Dattelpalme gefertigt. Etwas 1,6 Millionen Palmen wachsen im Bled el Djerid;
die Einwohner leben überwiegend von den Erzeugnissen dieser Oasenwirtschaft. Einer der Hauptorte der Oasenkette ist
das bezaubernde Städtchen Tozeur. Es überrascht durch einen eigenen Baustil. Kleine, sandfarbene Lehmzeigel, die
unterschiedlich weit vor und zurückgesetzt sind, überziehen die Mauern mit geometrischen Mustern. Im Mittelpunkt
der Altstadt ist die Place Ibn Chabbat, der Marktplatz, an dem Teppich- und Antiquitätengeschäfte mit Webteppichen
und massivem Silberschmuck der Nomaden auf Kunden warten. Wer mal raus aus seinem Auto oder Bus möchte empfehle ich
eine Kutschfahrt durch die Oasengärten zu machen. Die Oase ließe sich zwar auch zu Fuß erkunden, aber die Fahrt mit
einer Calèche ist eine angenehme Alternative und die Kenntnis des Fahrers bekommt man sozusagen gratis.
Die Bergoasen...
Über den Salzsee Chott el-Gharsa führt die P 16 nach Nordwesten auf die Ausläufer des
Saharaatlas zu und ins rund 60 km entfernte Oasenstädtchen Chebika. Alt-Chebika am Berghang wurde 1969 durch eine
verheerende Flut zerstört; die Menschen siedeln nun im komfortableren Chebika Nouvelle in der Ebene. Ein kurzer
Spazierweg geht bergab in eine schmale Schlucht mit Wasserfall und dann bergan zu einem Aussichtspunkt. Hier
genießt man einen phantastischen Blick über die Häuser des alten Dorfes und den Palmenhain hinweg auf den
Chott el-Gharsa. Von Chebika schlängelt sich die Straße in steilen Serpentinen ins rund 10 km entfernte Tamerza.
Die alte, ebenfalls von den Fluten zerstörte Siedlung liegt ein gutes Stück hinter dem neuen Ort in einem
palmenbestandenen Trockenflussbett. Letzte der drei Bergoasen ist Midès direkt an der Grenze zu Algerien:
Alt-Midès thront wie eine Festung auf einem Felsen, eingerahmt von tiefen Canyons.